Liebst du auch den süßen Duft der Lindenblüten im späten Frühling?
Lindenblütenduft gibt es als CO2-Extrakt zu kaufen. Das Lindenblüten-CO2-Extrakt duftet süßlich nach Honig und enthält einen hohen Anteil an Phenylethylalkohol (bis zu 20%). Dieser Stoff wirkt antibakteriell, tonisierend und schmerzstillend.
Aber hier geht es diesmal nicht um das CO2-Extrakt, sondern um einen Ölauszug (Mazerat) aus Lindenblüten, den du ganz einfach selbermachen kannst.
Mit einem Ölauszug kannst du zwar den schönen Duft der Lindenblüten nicht einfangen, aber wohl deren entzündungshemmende, schmerzstillende, reizlindernde und pflegende Wirkung.
Mazerieren (macerare [lat] = einweichen) ist ein Auszugsverfahren, das vor allem für Heilpflanzen verwendet wird, welche zu wenig ätherische Öle enthalten, als dass sich deren Destillation lohnen würde.
Ich verwende Lindenblütenöl (als Mazerat) gerne als pflegenden Zusatz in meinen Gesichts- oder Körperölen.
Die Linde ist ein stattlicher Baum mit herzförmigen Blättern. Er wird bis zu 1000 Jahre alt und war früher oft der Mittelpunkt auf dem Dorfplatz. Die Linde galt als heiliger Baum und als Wohnsitz der Göttin Freya. Unter ihrem Blätterdach wurde Gericht gehalten und wurden auch Feste gefeiert.
Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum,
ich träumt in seinem Schatten, so manchen süßen Traum.
Schubertlied
Man unterscheidet die Winterlinde (Tilia cordata) und die Sommerlinde (Tilia platyphyllos). Die Sommerlinde blüht etwa 10 – 14 Tage früher und hat größere Blätter. Wie du sie noch unterscheiden kannst, erfährst du hier (klick!).
Für deinen Ölauszug kannst du die Blüten von beiden Arten verwenden.
Die Lindenblüten solltest du ganz knapp (1 – 3 Tage) nachdem sie erblüht sind sammeln. Wenn sie intensiv duften ist die Wirkung am größten.
Die zarten Lindenblüten ziehe ich einfach in Olivenöl oder Sonnenblumenöl aus.
Je nach Trägeröl profitierst du nicht nur von der Wirkung der Lindenblüten, sondern auch von den Wirkungen und Eigenschaften des jeweiligen Trägeröls.
So wirkt Olivenöl: Sehr hautpflegend, durchblutungsfördernd, erwärmend, schmerzlindernd und regenerierend. Eignet sich gut für trockene, schlecht durchblutete, rissige und schuppende Haut (nicht bei Neurodermitis, da es die Haut zu stark erwärmt). Kaltgepresst etwa ein Jahr haltbar.
So wirkt Sonnenblumenöl: Wärmend, leicht austrocknend, für normale und fettige Haut. Kaltgepresst etwa ein halbes Jahr haltbar.
Wenn du mehr über die Wirkung von verschiedenen Trägerölen erfahren willst, dann melde dich doch für den gratis Online-Aromatherapie-Schnupperkurs an:
In diesem KURS lernst du in 5 Modulen und 24 Lektionen:
- Was ätherische Öle sind, wie sie gewonnen werden und wie sie wirken.
- Was Trägeröle und Hydrolate sind.
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- Du lernst einige ätherische Öle näher kennen.
- Du lernst, einige Basis-Rezepturen herzustellen.
Aber hier geht’s endlich zur Anleitung. Lindenblütenöl selbermachen – so geht’s:
ANLEITUNG
LINDENBLÜTENÖL SELBERMACHEN
Das brauchst du:
- Frische Lindenblüten
- Kaltgepresstes Olivenöl
- Schraubglas
- Gaze
So geht’s:
- Die Lindenblüten an einem sonnigen Tag pflücken.
- Die Blüten etwas anwelken lassen.
- Das saubere Schraubglas locker mit den Blüten füllen, dabei oben noch etwa 2 fingerbreit Platz lassen.
- Mit Olivenöl auffüllen und mit Gaze abdecken. Die Blüten müssen gut mit Öl bedeckt sein!
- Nach 1 – 2 Tagen die Gaze entfernen und das Gefäß verschließen.
- 10 – 14 Tage an einem warmen Ort stehen lassen. Dabei das Glas jeden Tag einmal schwenken oder kippen.
- Nach 10 – 14 Tagen abseihen und in eine saubere, dunkle Flasche abfüllen.
Das Lindenblütenöl ist etwa 6 – 9 Monate haltbar, je nachdem, welches Trägeröl du verwendet hast.
Hier noch einmal Schritt für Schritt:
Tipps:
- Kurz vor der Mittagszeit, an einem sonnigen Tag, ist die Konzentration an Heilstoffen bei den meisten Kräutern am höchsten.
- Frische Kräuter und Blüten enthalten viel Wasser. Ein hoher Wassergehalt des eingelegten Pflanzenmaterials kann bewirken, dass sich Schimmel bildet. Deshalb sollten die Kräuter für einige Stunden im Schatten anwelken, um Feuchtigkeit abzugeben. Deshalb wird das Gefäß die ersten 1 – 2 Tage auch nur mit Gaze abgedeckt.
- Das Pflanzenmaterial sollte nicht zu dicht in das Gefäß gestopft werden, damit das Öl alle Pflanzenteile gut „umspült“; es soll aber auch nicht zu locker gelegt werden, damit das Endprodukt dann auch genug Wirkstoffe enthält.
- Verwende oxidationsstabile Pflanzenöle, wie Ölivenöl oder Jojobaöl.
- Das Glas mit deinen Schätzen muss JEDEN TAG geschwenkt oder gekippt werden, damit das Pflanzenmaterial gut mit Öl umspült wird und sich so die Wirkstoffe besser lösen. Dies hilft auch die Schimmelbildung zu vermeiden. Aber nicht zu wild schütteln, damit sich keine Luftbläschen bilden!
- Das Pflanzenmaterial idealerweise an einem warmen Ort ausziehen lassen. Das kann auf der warmen Fensterbank oder im Sommer auf dem warmen Dachboden geschehen. Früher stellte man das Ganze einfach auf die Seite eines Holzherdes, wo es immer etwas warm war. Dein Mazerat direkt in der Sonne auszuziehen ist hingegen ein Mythos! Es ist da zwar warm, aber die Sonneneinstrahlung verursacht die Bildung von Oxidationsprodukten, die die Qualität deines Produktes beeinträchtigen kann.
- Auszugszeiten von mehr als 10 – 14 Tagen machen wenig Sinn, da sich das Pflanzenmaterial zu zersetzen beginnen kann und die Gefahr von Schimmelbildung steigt. Das gilt vor allem für frisches, wasserhaltiges Pflanzenmaterial. Trockenes Einlegegut wie Nelken und Zimt, etc. können auch länger im Öl verbleiben.
Auf die gleiche Weise werden auch Ringelblumenöl, Johanniskrautöl (Rotöl), Arnikaöl, Klatschmohnöl, etc. hergestellt. Diese Pflanzen enthalten zu wenig ätherische Öle, als dass sich die Destillation derselben lohnen würde. Sie enthalten aber viele andere öllösliche Heilstoffe, die bei der Mazeration durch das fette Öl herausgelöst werden.
Genauso kannst du aber auch Ölauszüge mit aromatischen Pflanzen und Kräutern herstellen. Dazu eignen sich besonders Lavendelblüten, Rosenblüten, Rosmarin, Immortelle, etc. Die ätherischen Öle lösen sich im fetten Öl, und du erhältst ein wunderbar duftendes und pflegendes Ölmazerat.
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Damit wünsche ich dir viel Freude beim Ausprobieren & …
4 Kommentare
Irene
7. Juni 2018Liebe Margareta, zuerst einmal herzlichen Dank für dein Rezept. Der Lindenblütenduft ist mein absoluter Favorit. Ich habe mir schon oft überlegt, wir man den Duft haltbar machen könnte. Nun weiss ich es. Ich hätte noch eine Frage. Ist Olivenöl nicht zu dominant, riecht man die Lindenblüte noch deutlich? Könnte man evtl. auch Mandlöl nehmen?
Margareta Ahrer
7. Juni 2018Hallo Irene,
da hast du recht. Wenn es dir vor allem um den Duft geht, ist Olivenöl nicht gut geeignet. Natürlich kannst du auch ein anderes Öl nehmen. Jojobaöl ist z. B. sehr geruchsneutral und auch lange haltbar.
LG Margareta
Carmen Kuss
11. Juni 2018Hallo,
ich liebe den Lindenblütenduft. Vielen Dank für diese wunderbare Anleitung. Ich habe es mit Mandelöl hergestellt. Wie lange beträgt dabei die Haltbarkeit?
Ich würde gerne ein Zitronenthymianöl für die Küche herstellen. Ist die Herstellung die Gleiche?
Liebe Grüße
Carmen
Margareta Ahrer
11. Juni 2018Hallo Carmen,
für die Haltbarkeit schau am besten auf die Haltbarkeit deines Trägeröls (hier das Mandelöl). Ein Würzöl für die Küche kannst du natürlich auf die gleiche Weise herstellen. Zitronenthymian harmoniert sicher gut mit einem guten Olivenöl.
LG
Margareta
Ich freue mich auf deinen Kommentar!