ÄTHERISCHE ÖLE CHEMIE #1: UNTERSCHIED ZWISCHEN ÄTHERISCHEN UND FETTEN ÖLEN

unterschied zwischen ätherischen und fetten Ölen

Einige der größten Missverständnisse über ätherische Öle entstehen aus der Tatsache, dass den wenigsten Leuten bewusst ist, dass…

  • ätherische Öle und fette Pflanzenöle völlig unterschiedlich zusammengesetzt sind und
  • sich deshalb deren Eigenschaften, Einsatzbereiche und Dosierung grundlegend unterscheiden.

Würden gerade Anfänger in der Welt der ätherischen Öle diesen wesentlichen Unterschied kennen, dann würde ihnen z. B. schnell klar sein, warum man ätherische Öle vor Gebrauch stark verdünnen muss und mehr.

ÄTHERISCHE ÖLE VERSUS FETTE ÖLE

Grundlegend ist, zu verstehen, dass nicht alle Öle gleichzeitig auch Fette sind.

Öl ist eine Sammelbezeichnung für Flüssigkeiten, die sich nicht mit Wasser mischen. Ihre chemische Zusammensetzung, Herkunft und Verwendung ist dagegen sehr unterschiedlich.

Bei Ölen unterscheidet man:

  • Fette Öle (pflanzliche und tierische fette Öle)
  • Ätherische Öle (stark flüchtige, duftende Pflanzeninhaltsstoffe)
  • Mineralöle (aus Erdöl gewonnen)
  • Silikonöle (synthetisch hergestellt)

Unterschied ätherische Öle und fette Öle

FETTE ÖLE

Fette Pflanzenöle werden durch Pressung aus Samen, Nüssen und Früchten gewonnen. Dabei ist die Ausbeute aus vielen Ölsaaten sehr ergiebig: Sonnenblumenkerne ca. 50 % und Mandelkerne ca. 40 %.

Fette Pflanzenöle entstehen im Primärstoffwechsel von Pflanzen und dienen diesen als Energiereserve.

Sie bestehen hauptsächlich aus Triglyzeriden (ca. 99 %) und einem kleinen Teil an Fettbegleitstoffen.

ätherische Öle Chemie fette Öle Unterschied

Hier ein Beispiel eines Triglycerid-Moleküles anhand einer Strichformel:

Linker Teil: Glycerin; Rechts von oben nach unten: 3 Fettsäuremolekülketten (in diesem Fall: Palmitinsäure, Ölsäure, alpha-Linolensäure); Quelle: Wikipedia

Die Qualität und Eigenschaften eines fetten Pflanzenöls wird vor allem durch sein Fettsäureprofil (die Fettsäuren sind ein Teil der Triglyzeridmoleküle) und die Art und Menge der Fettbegleitstoffe (Vitamin D, Vitamin E, Carotinoide, Squalen, u.a.) bestimmt.

Im Gegensatz zu Mineralölen (aus Erdöl gewonnene Öle) dringen Pflanzenöle in die obersten Schichten der Haut ein und sind so nachhaltig hautpflegend.

Anwendungsgebiete für fette Öle in der Aromatherapie:

Fette Pflanzenöle werden in der Aromatherapie und Aromapflege genutzt, um ätherische Öle darin zu verdünnen. Man bezeichnet sie deshalb auch als Träger- bzw. Basisöle. Sie sind aber weit mehr als nur „Träger“ für die wertvollen Duftessenzen und haben ausgezeichnete hautpflegende Eigenschaften.

ÄTHERISCHE ÖLE

Ätherische Öle werden aus aromatischen Pflanzen vorwiegend destilliert. Der durchschnittliche Ölgehalt liegt etwa um die 0,5 – 1 %. Manchmal mehr, oft aber noch weniger.

Sie sind aus vielen verschiedenen natürlichen Inhaltsstoffen zusammengesetzt (bis zu 500) – ein wahrer „Naturchemie-Cocktail“ also.

Ätherische Öle enthalten aber keine Fette und sind stark flüchtig (= ätherisch); sie hinterlassen auf Papier z. B. keinen Fettfleck und verdunsten rückstandslos.

ätherische Öle Chemie Inhaltsstoffe

Die häufigsten Bestandteile ätherischer Öle sind Terpene und deren chemische Derivate (Abkömmlinge) aber auch Phenole und Phenylpropanderivate.

Ätherische Öle dienen Pflanzen u.a. zum Anlocken von Insekten zur Bestäubung, zur Abwehr von Fraßfeinden oder Mikroorganismen, u. v. m..

Hier zwei Beispiele von Bestandteilen von ätherischen Ölen anhand von Strichformeln:

Linalool Linalylacetat
Monoterpenalkohol Monoterpenester
20 – 45 % in Lavendelöl 25 – 47 % in Lavendelöl

 

Anwendungsgebiete für ätherische Öle:

Naturreine ätherische Öle vermögen schon allein über ihren Duft Stimmungen zu beeinflussen und damit unser Wohlbefinden zu fördern.

Durch ihre oft hochkomplexe chemische Zusammensetzung haben sie auch eine Vielzahl von pharmakologischen Wirkungen (entzündungshemmend, schmerzstillend, antiseptisch, juckreizstillend, zellregenerierend, hormonmodulierend, u. v. m.).

FAZIT

  • Ätherische Öle und fette Öle sind völlig unterschiedlich zusammengesetzt und haben auch sehr unterschiedliche Eigenschaften.
  • Die Eigenschaft, die sie gemeinsam haben, ist, dass sich beide nicht mit Wasser mischen (die meisten ätherischen Öle schwimmen in Wasser oben auf).
  • Fette Pflanzenöle bestehen hauptsächlich aus Triglyzeriden und einem kleinen Teil Fettbegleitstoffen. Sie entstehen im Primärstoffwechsel von Pflanzen und dienen diesen als Energiereserve.
  • Ätherische Öle sind duftende, stark flüchtige Vielstoffgemische, die im Sekundärstoffwechsel von aromatischen Pflanzen gebildet werden. Manche ätherischen Öle sind – mit bis zu mehreren hundert verschiedenen Inhaltsstoffen – äußerst komplex zusammengesetzt
  • Der durchschnittliche Gehalt an ätherischen Ölen in aromatischen Pflanzen ist äußerst gering (ca. 0,5 %) – dennoch genügen diese winzigen Mengen bereits, um ihre Aufgaben in der jeweiligen Pflanze zu erfüllen.
  • Reine ätherische Öle, wie wir sie in den kleinen bunten Fläschchen im Handel bekommen, sind hochkonzentriert (100 %). Sie müssen deshalb vor Gebrauch auf der Haut wieder auf eine mehr oder weniger physiologische Konzentration von 0,1 – 3 % zurückverdünnt werden.
  • Dagegen können die meisten fetten Pflanzenöle (Mandelöl, Olivenöl) pur auf der Haut angewendet werden. In der Aromatherapie verwendet man sie deshalb oft als “Träger- bzw. Basisöle“, in denen ätherische Öle verdünnt werden.

 

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So, das war jetzt hoffentlich nicht so schlimm mit der „Chemie-Nachhilfe“, oder? Du musst dir ja nicht alles merken, aber vielleicht ist doch das eine oder andere hängen geblieben. ;-)

Dufte Grüsse, Margareta

6 Kommentare

  • Marina Ledermann-Puigventós

    Reply Reply 5. September 2021

    Liebe Margareta
    Herzlichen Dank für die immer wieder interessanten Beiträge. Konnte schon viel profitieren, obschon ich mich schon länger mit den Ölen beschäftige.
    Duftende Grüsse aus Bern
    Marina

  • Weißschuh Elke

    Reply Reply 5. September 2021

    Ein sehr schöner, informativer Artikel.

    Leider wird bei den Ätherischen Ölen in der Übersicht bei der Gewinnung die Kaltpressung (z.B. Ätherisches Zitronenöl) und die Extraktion (z.B. Jasmin) vergessen oder wegen der Übersichtlichkeit weggelassen. Dieser Punkt ist also rein von den Begriffen her durch die Zitrusfrüchte (auch Pressung) kein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal.

    Ansonsten ein sehr schöner Vergleich. Ich lese immer wieder gerne die Artikel.

    • Margareta Ahrer

      Reply Reply 5. September 2021

      Liebe Elke, es stimmt natürlich, dass es bei der Herstellung von ätherischen Ölen neben der Wasser- und Wasserdampfdestillation noch weitere Extraktionsmethoden gibt. So werden z. B. Zitrusöle vorwiegend aus den Schalen von Zitrusfrüchten GEPRESST. Da der Platz in der Grafik begrenzt war, hab ich mit auf die häufigste Methode, die Destillation beschränkt. Aber danke für den Einwurf! Liebe Grüße! Margareta

  • Martina Herrmann

    Reply Reply 6. September 2021

    Liebe Margareta
    Vielen Dank für diese übersichtliche und gut verständliche Erklärung! Das ist sehr hilfreich!
    Du machst das wirklich immer super toll😁❤️

    • Margareta Ahrer

      Reply Reply 6. September 2021

      Danke Martina, das freut mich. Es soll eine ganze Serie daraus werden und ich versuch es so einfach wie möglich zu halten. :-) Liebe Grüße! Margareta

  • Elke

    Reply Reply 7. September 2021

    Ganz toll und verständlich geschrieben. Bin auf Deine weiteren Artikel wahnsinnig gespannt. Ich finde gerade die Bio Chemie der Öle sehr spannend. Vielleicht steige ich ja irgendwann mal durch und sage mir nimmer: Hättest mal noch besser aufgepasst ;-)
    Danke ❤️

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